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[heft 13] [juni 2016] wien - st. wolfgang



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textABERkritikSEE

Christl Greller


und sommer am abersee. brütet die sonne
über den wassern oder
fetzt das gewitter: hier
kommen zusammen sechs dichter und innen
zwischen
baumgrünen hügeln, kletterbergen.
und ist man bekannt mit manchen,
auch unbekannte dazu, wir
lernen uns kennen. und hat
jeder texte geschickt, analysiert
wurden sie, bereit zum gespräch, geleitet
von erika, raimund.


morgens leider kein schlafen. dies
ist kein urlaub, nein: arbeit,
die man ersehnt hat. doch vor dem frühstück:
nasshaarig schon aus dem see gabriele, die frühe.
dann schlemmen beim frühstück. und
fällt es euch auf? (nur) die männer
und holen sie sich auf die teller
nutella.


treffpunkt terrasse. rund um den tisch
mit den "akten" die dichter und innen,
kritiker und kritisierte zugleich. spürst
du nicht die erregung? unter
verwegenem strohhut
der prüfende blick des gestrengen,
des raimund.
eine der ersten bin ich und lese aus meinen seiten.
stille erst. anfangs nur zögernd,
dann heftiger, einwände, spitzen…
anwürfe, schuldsprüche - und
bohren sie sich
in mein herz. will erklären:
soo ist das nicht! es ist anders - -
streng der verweis vom verwegenen strohhut:
es ist zu schweigen. zu lauschen und schweigen.
nachher vielleicht noch ein kommentar, wenn
das werk schon in fetzen, kaum mehr
den kommentar wert. und bin ich doch
missverstanden, verletzt - oft nicht durch
inhalt, sondern durch
art und weise.


und so fühlen viele.
harsch kann sie sein, die kritik
(um die man – teilnehmend – gebeten),
unsensibel vielleicht, mitgerissen vom schwall
des eigenen rates…


immer aber auch welche, die fair,
und brücken setzen, verbinden, versöhnen.
und kann man so wieder gemeinsam
mittag essen, trinken, reden - statt
mit zersplitterten rotweingläsern gegeneinander
ein blutbad - - -


die nachmittage am see,
und scheiden sich wasserratten
von liegen-liegern in eintracht. oder
wandern wir see-entlang nach st. wolfgang.
weiße-rössel-kaffee und fußmüder heimmarsch.
am abend mitunter zwanglose runde, und
geht es um unser aller probleme. sind es auch
immer dieselben – sie quälen.
"trost und rat" den bedürftigen:
mutter theresa-erika spendet,
während im korbstuhl im gras
christine aus ihrem leben und
robert frisch aus dem wasser und
ich mit einem glas wein neben
ilse und anderen.
individualisten
sind wir, in harmonie hier verbunden.



nachhall:
ja, ich habe gelitten. und ging es
den andern nicht anders. doch bin ich
gekommen aus freiem willen,
herauszufordern, hineinzuhören und mich
zu stellen.


und zieh ich mich am eigenen schopf
aus dem sumpf der gekränktheit. zerlege
den text und zerlege die kommentare.
streich weg und vergesse, was falsch verstanden,
dann nehm ich den rest und gewinne.
die fülle der anregung,
fundgrube, werkzeug.
und schürfe im glitzernden bergwerk –
zu meinem profit.



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