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[heft 12] [dezember 2015] wien - st. wolfgang



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Raimund Bahr


wir leben in kalten zeiten

das geld vervielfacht sich
wie die not
es herrschen kriege
wie in früheren tagen
jeden morgen
verlischt ein licht

in den falten der bettlaken
nur noch brotkrumen
der morgenkaffe dampft
wir lieben unsere jobs
die wir früher arbeit nannten
als wir noch eine solche hatten

wir schnüren keinen schuh mehr
leben immer noch im dickicht der städte
unsere axt ist stumpf geworden


die gescheiterten tage
haben sich ins gebirge zurückgezogen
wo sie in den rissen der felsen biwakieren
und auf wohlwollendere zeiten hoffen




wir alle sind gefragt
und was
tun wir
nichts
wir schreiben
als wäre
noch alles beim alten
nichts ist mehr
wie es war
kein stein
bleibt auf dem anderen
das uns bekannte
es bricht auseinander
und es kommen
härtere tage




härtere tage
werden kommen
das wusste schon
ingeborg bachmann
und die axt
für das eis in uns
wie kafka schrieb
ist stumpf geworden
und weit und breit
kein schleifstein
an dem wir sie
schärfen könnten




weit und breit
kein gedanke
an dem wir uns
aufrichten könnten
der in jene revolution
münden würde
von der gesagt wird
sie würde vollständig
anders aussehen
als alle revolutionen
die wir bisher kannten




seid wachsam

lasst euer licht nicht verlöschen
denn am tag
da das flackernde herz
seine pforten schließt
werden himmel und erde
und mit ihnen alles gewesene
in dunkelheit fallen

in ewigkeit …




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